saphamaya

Lange hab ich es vermutet und immer wieder gehört: Sie ist halt ein wenig anders.

Als junge Erwachsene wurde ich mit ADS/ADHS vom Mischtyp diagnostiziert. Gut. Erklärte einige meiner damaligen Probleme. Nicht alle. Aber ich war ja noch jung und so …. ich wurde älter und trotz aller Mühen und Anstrengung hielten sich einige Probleme hartnäckig. Immer wieder stieß ich auf Dinge, die ich nicht «in den Griff» bekam.

Nachdem ich den Mut hatte meinen Psychiater zu wechseln, war der sehr direkt und sprach mit auf die Möglichkeit eines «Aspergers» an. Diagnostik begann und einige Zeit später wars klar. «Autismus Spektrum Störung», oder wie er es sagte: Hochfunktionaler Asperger.

Gut. Macht Sinn. Danke. Jetzt weiß ich, dass es nicht ist, weil ich mich nicht genügend anstrenge … mein Hirn ist definitiv anders.

Nach der ersten Erleichterung überkam mich plötzlich eine große Einsamkeit. Ich sehnte mich nach einem Austausch mit anderen Autisten. Aber …. 2020 … Covid. Lockdowns und massive Einschränkungen keine «Live-treffen» möglich. Also suchte ich im Internet und stieß erst auf einen englischen, internationalen Chat von und für Autisten. War ganz nett …. Aber unpersönlich. Also suchte ich weiter und stieß auf «Autisten Chat». Hab mich dann das erste mal 1. Mal einloggen. Es war im März 21, ich hatte Urlaub, war im Tessin, hatte eine schöne, aber anstrengende Wanderung hinter mir.

Superfreundliche Begrüßung. Echtes Interesse. Es war für mich sehr spannend zu merken, vermutlich zum ersten Mal so richtig, dass es da noch andere gibt, die ähnlich denken, oder ähnliche Probleme haben. Mein «Anders» wurde Normaler. Dank den Erzählungen von anderen Chattern konnte ich gewisse Dinge besser in Worte fassen. Ich konnte besser verstehen «warum».

Nun, gut 3 Jahre nach meiner Diagnose kann ich sagen: Ich bin froh, dass es den Chat gibt. Ich würde in jeder*m empfehlen, ganz egal, ob mit oder ohne Diagnose, ob frisch diagnostiziert oder schon seit Jahren. Das fast allabendliche Chatten, mal aktiver, mal passiver, hilft mir (und ich helfe hoffentlich anderen) zu relaxen, runterzufahren, zu verarbeiten, mich weiterzuentwickeln. Aber ohne Stress, ohne massives Masking, ohne das soziale «man macht es so und so».

Der Chat bietet die Möglichkeit sich mit anderen neurodiversen Personen auszutauschen, zu sein, abzuladen, wenn’s zu viel war, Zuhören, wenn jemand anders ein Problem hat. Verstanden werden. Dank dem Austausch im Chat, den Erzählungen der anderen Chatter, deren Fragen und Antworten ist mein Umgang mit mir selbst anders geworden. Ich bin entspannter. Ich kann mich mit Menschen, die ähnlich sind wie ich, austauschen. Ich muss mich nicht erklären. Ich bin und bleibe anders als die meisten in meinem Umfeld im realen Leben. Und das ist gut so. Ich bin glücklich so zu sein, wie ich bin.